Die Quelle Mariaspring bei Bovenden Rauschenwasser

Die Quelle Mariaspring bei Bovenden Rauschenwasser (Foto: 001AH,
009AH-012AH).



WEITERE NAMEN:
Marienspring (1799), Mariahüpp (1933 liebevolle Studentenbezeichnung) und
Mariechen Hops (Volksmund)



BEFAHRUNGSBERICHT VON: A. Hartwig:

Die Entdeckung der Quellhöhle ist mehr ein Zufallsfund (Kroki: 049AH).

Ich wollte eigentlich am 05.08.2003 nur mal die Felswand, unter welcher ein Großteil des Quellwassers hervorquillt, aus Jux untersuchen da ich meine Tauchflaschen leeratmen wollte. Zum Leeratmen der Tauchflaschen bot sich für mich die Quelle Mariaspring an, weil sie sich ganz in der Nähe meines Hauses befindet und ich sie eigentlich schon lange mal untersuchen wollte. Ich hatte wenig Hoffnung das ich dort eine Höhle finden würde, weil die Quelle Mariaspring als Verwerfungsquelle in der entsprechenden Fachliteratur beschrieben wird, auch neigt der Buntsandstein nicht zur Verkarstung. Doch ein wenig Hoffnung machte mir die starke Schüttung und die oberhalb im Steinbruch bekannten Klufthöhlen, welche im engeren Sinn auch nur Abriss- und Verwerfungsklüfte sind (Fotos: 002AH-007AH).

Warum sollte das Wasser der Quelle, nicht auch an solch einer befahrbaren ("betauchbar") Klufthöhle austreten. So machte ich mich am herrlich heißen (+ 32 °C) Sommerabend des 05.08.2003 auf dem Weg zur Quelle (Foto: 013AH).

Ich stieg bekleidet mit einem 8 mm Neoprenanzug (Fotos: 016AH-017AH),

als Schutz vor der Kälte, und einer 10 l-Preßluftflasche (Fotos: 014AH-015AH),

an welcher ich mein Schlauchtauchgerät angeschlossen hatte (Fotos: 027AH-029AH),

in den Quelltopf ein. Leider hatte ich meine Neoprenfüßlinge und Handschuhe vergessen, wodurch die ganze Sache, trotz der sommerlichen Hitze, sehr erfrischend für mich wurde. Ich wandte mich nach dem Eintauchen auch gleich meinem Ziel zu, dem Fuß der Felswand, die ca. 10 cm unter der Wasseroberfläche einen Abri (Überhang, Felsdach) ähnlich ausgebildet ist (Foto: 030AH).

Dort wo das Bodengeröll diese Felswand berührte, quoll deutlich spürbar Wasser hervor und bildete weißen Sand zwischen dem Buntsandsteinblöcken (Fotos: 020AH-024AH).

Die Tiefe des Quelltopfes betrug direkt an der Felswand ca. 1,6 m. Am Fuß der Sandsteinwand unterm Abri (Fotos: 025AH-026AH)

tat sich ein UW-Schluf von 35 cm Höhe und ca. 60 cm Breite auf (Foto: 031AH),

dort musste ich mich dann in den Schluf (enger Höhlengang) hineinzwängen um weiter zu gelangen. Der UW-Schluf (seitlich stehende Kluft) steigt sofort hinter der Düse wieder leicht aufwärts an, und bildet auf der rechten Seite unter der Firste (Decke) eine kleine Luftglocke (Foto: 039AH).

Geradeaus steigt der rötlich-braune sandig, schluffige bis tonige Boden ebenfalls leicht an (Fotos: 034AH-036AH),

teilweise findet man fast schneeweiße helle Sandlager auf der Sohle. Auf der rechten Seite der UW-Spalte dringen unterarmdicke Baumwurzeln ein, was recht hübsch ausschaut. Die aufgewirbelte Schluff- und Tontrübe wird gleich in Richtung Düse/Quelltopf hinfort gespült, die Strömung ist auf dem Gangquerschnitt schwach bis mäßig spürbar. Da ich nur einen kurzen Schlauch für mein Schlauchtauchgerät mit hatte, und mir auch langsam wegen der vergessenen Füßlinge und Handschuhe kalt wurde, habe ich die Aktion bald abgebrochen. Weiter wurde der Schluf enger, aber nicht hoffnungslos eng, aber doch so eng das es unter Wasser nicht gerade spaßig ist diesen zu "betauchen" (Foto: 038AH).

Zu der Enge kommt noch hinzu, das im vorderen Bereich die rechte Wand teilweise nur aus recht lose liegende Geröllen u. Sandsteinblöcke gebildet wird, welche drohten ins Rutschen zu geraten (Fotos: 032AH-033AH).

Beim nächsten Tauchversuch werde ich wohl ein Schlauch-Tauchgerät mit einem längeren Schlauch benötige, sowie es von mir bei der Stämpfermühlenquelle (Bayern, Fränkische Schweiz) zum Einsatzkam (Fotos: 050AH-059AH).
 


GENESE UND MORPHOLOGIE DER QUELLE UND UW-HÖHLE:

Die Entstehung der Spaltquell-Höhle ist an die Randverwerfung der Leinetalsenke, dem sogenannten  >>Northeimer Sprung<< gebunden. Das Wasser dringt in Form eines kleinen künstlich eingefassten Quelltopfes (Foto: 009AH-010AH)

schwach artesisch aus dem am Grunde liegenden Blockwerk (Foto: 024AH),

und der "Düse" (Eingang der UW-Höhle) aus (Foto: 025AH-026AH).

Das leicht gespannt austretende Wasser kann man manchmal an der Quellteichoberfläche durch eine leicht auseinanderlaufende Wasseraufwölbung erkennen, welche vor der "Düse" am stärksten zu beobachten ist. Das schwach gespannte Grundwasser entsteht durch Aufstauen vor den gleich unterhalb an der Quelle (Leinetalsenke Randverwerfung) angrenzenden Liastonen (Jura, jlu).



HÖHLENTYP:

Die Höhle der Quelle Mariaspring ist von Typ einer Spalthöhle, ähnlich den Höhlen 4325/001-004 die nördlich oberhalb im Buntsandssteinbruch (sm2) zu finden sind (Fotos: 002AH-007AH).

Bei den gesamten Mariaspring-Höhlen handelt es sich um tektonische Abriß- u. Verwerfungsklüfte, die durch Schichtpaket-Verschiebungen gegen Eindringen von Fließerden und Hangschutt nach oben hin abgedeckelt sind. Wurden die Höhlen 4325/001-004 erst durch den Steinbruchbetrieb zugänglich, so hat bei der Quelle "Mariaspring" die Wasserkraft den Zugang zur Oberfläche hin offen/frei gehalten.



KLEINFORMEN / HÖHLENINHALT:

Kalksandausfällung an der "Düse" (Fotos: 020AH-024AH), Buntsandsteinblöcke und Baumwurzeln. Die Höhle ist komplett unter Wasser (Quellhöhle), bis auf eine kleine Luftglocke (Foto: 039AH).

Der Kalksand fällt vermutlich verstärkt vor der Düse aus, da dort durch das Druckgefälle (Ausgasen von Kohlensäure) eine Kalkübersättigung des Wassers eintritt. Das Wasser hat eine Gesamthärte von 50-60 ° und eine Sulfathärte von ca. 30 °.



RAUMBESCHREIBUNG:

Der UW-Schluf (enger Gang) im Bereich der "Düse" ist ca. 0,6 x 0,35 m groß (Fotos: 025AH-026AH, 030AH u. 031AH),

der Boden besteht dort aus hellen Kalksand (Foto: 032AH)


und rötlichen Buntsandsteinblockwerk (Foto: 033AH-034AH).

Hinter der "Düse" ist der UW-Gang an schräg stehenden Klüften gebunden (Foto: 035AH-038AH),

der Boden wird dort hauptsächlich aus rötlich-brauenen Sand und teils tonigen Schluff gebildet (Foto: 035AH-036AH).

Hinter der "Düse" ist eine kleine Luftglocke vorhanden ca. 0,2 x 0,1 m (Foto: 039).



GEOLOGIE:

Höhlengestein: Mittlerer Buntsandstein, Bausandstein (sm2) / Solling-Folge (smS)

Erdzeitalter: Erdmittelalter (Mesozoikum)

Formation: sm, sm2 / smS

Stufe: Trias

Mächtigkeit: einige Zehnermeter, ca. 50 m (sm2)

Tektonische Verhältnisse: angelegt an "einer" Abriß- und Verwerfungsspalte am Rand der Leinetalsenke - "Northeimer Sprung".

Tiefe der Schichtgrenze: zum Hauptbuntsandstein (sm1) ca. 10-20 m, und zum Unteren Buntsandstein (su) vetmutl. ca. 350 m. Zum überlagernden Oberen Buntsandstein / Röt (so) ca. 25-30 m.

Flußgebiet: Leine 133 müNN

Vorfluter: Rauschenwasser 133 müNN (Leine) bis 195 müNN (Quelltopf "Mariaspring")



WASSERFÜHRUNG DER HÖHLE:

Vollständig gefluteter Quellgang/-spalt mit mäßiger Strömung. Zuführung des Wassers erfolgt über die wohl teilweise offene Verwerfungsspalte (Quellgang) im Bausandstein (sm2 / smS), vermutlich gestaut auf den im Hauptbuntsandstein (sm1) eingelagerten tonig-sandigen Schieferletten. Den Schieferletten des Hauptbuntsandsteins spricht man eine ähnlich stake Wasserundurchlässigkeit zu (Stauwirkung), wie den Röttonen des Oberen Buntsandsteins. Die Quelle wird vermutlich aus dem gesamten Gebiet des Plessewaldes (ca. 20-25 qkm Muschelkalkhochfläche), über die abfallenden Schichten des Röt (Hauptstauhorizont) gespeist. Die entfernteste Grenze des Einzugsgebietes wird im Südosten vermutlich durch die "Billingshäuser Schlucht"  (eine weitere tektonische Störung der Leinetalsenke) gebildet. Da das Wasser nur leicht artesisch gespannt ist, die Haupt-Expansion an der "Düse" und im Grundblockwerk des kleinen Quelltopfes zu beobachten ist, die gespannte Aufwölbung max. ca. 2 cm aufweist, ist mit einem überwiegend frei zufließenden Wasser zu rechnen. Die geringe GW-Spannung macht durchaus Sinn, kann man doch davon ausgehen das die
Verwerfungsspalte der Mariaspring-Quellhöhle ähnlich weit geöffnet sein dürfte wie die der Höhlen 4325/001-004 (Fotos: 002AH-007AH).

Weiter darf davon ausgegangen werden, das der eigentliche Grundwasser-Stauhorizont im und oberhalb des Oberen Buntsandstein (so) dem Röt (Mächtigkeit bis 70 m bei Eddigehausen) zu suchen ist. Das Grundwasser aus den überlagernden Muschelkalken (Plessewald-Hochfläche) kann an stark verkarsteten Kontaktzonen, z.B. in den bei Eddigehausen nachgewiesenen mächtigen Gipslagern (y) des Röt, zum Bausantstein (sm2), durch dessen starke Klüftung, der Quellhöhle von Oben her zufließen. Das ein intensiver Kontakt zu den Röt-Gipsen besteht, beweist die starke Aufhärtung des Quellwassers (Sufathärte ca. 30 °, Gesamthärte ca. 50 bis 60 °). Die Schüttung liegt im Schnitt bei ca. 50-75 l/s (Fotos: 047AH-048AH).



WIRTSCHAFT/TOURISMUS:

- 1799 wurde erstmals das Quellenumfeld vom Leibmedicus Strohmeyer als ländlicher Pichnickplatz  für ärztlich betreute Familien genutzt.

- Seit 1799/1800 war die Quelle Ausflugsziel (Picknick, Tanz usw.) von Göttinger Universitätskreise.

- 1801 besucht Goethe die Quelle auf dem Weg zur Plesse

- 1801 erstmalige Anlage einer künstlichen Quellfassung durch den Besitzer der dortigen Papiermühle. Weiter wird ein Tanzplatz am Quell angelegt, sowie Terrassen für Tische uns Stühle oberhalb der Quelle.

- 1813 bis 1933 erlebt die Quelle ihre Blütezeit als Vergnügungsstätte von studentischen Verbindungen.

-  Seit 1945 diente das Gasthaus an der Quelle als Waisenhaus des Roten Kreuzes.

- 1952 wurde das Gasthaus dann vom Nieders. Landvolk als ländliches Volkshochschulheim eingerichtet, diese Nutzung wurde bis heute beibehalten.

- Unterhalb der Quelle, am sogen. Rauschenwasser wurden 9 Wassermühlen betrieben; Papier- (ersmals urkundlich erwähnt  1640), Getreide-, Säge-, Gips- u. Ölmühlen. Von diesen Mühlen waren 1956 nur noch vier in Betrieb, zwei Getreidemühlen, ein Sägewerk und. Eine Drechslerei.

- Die Steinbrüche nördl. oberhalb der Quelle, in welchen heute die Höhlen 4325/001-004 zu finden sind, lieferten 1402/3 die Steine zum Bau des Göttinger Rathauses.



WEITERE WISSENSCHAFTLICHE BEREICHE:

Archäologie: nicht bekannt, Außenbereich der Quelle ist ca. seit dem 18. Jh. stark umgestaltet. Vermutet wird eine kultische Bedeutung der Quelle zur germanischen Zeit, als Weihe- und Opferstätte für die Göttin Freia. Das Gelände unterhalb der Quelle ist uralter Siedlungsboden, wie steinzeitliche Funde bewiesen haben. Im Mittelalter war dort die Siedlung "Botleveshusen" gelegen.

SAGEN:
Es gibt die Sage von den "weißen Enten zu Mariaspring", welche auf der Vorstellung beruht das eine Verbindung zwischen dem Plessebrunnen und der Quelle besteht. So hat diese Sage sicherlich sinnbildlich einen wahren Kern, wird doch die Quelle von der Muschelkalkhochfläche des Plessewaldes gespeist. Liegt doch die Plesse direkt oberhalb im Einzugsgebiet der Quelle.
„Der sagenumwobene Plessebrunnen“: www.argekh.net/index.php

LITERATUR:

Stille, H. (1932):Erläuterungen zu Blatt Göttingen 2520, Geolog. Karte von Preußen u. benachbarter Länder, Geolog. Landesanstalt Berlin Deppe, A. u. Dr.

Troe, H. (1956): Der Göttinger Wald und seine Umgebung - Beiträge zur Heimatkunde Südniedersachsens, Heimatkundl. ArGe des Stadt- u. Landkreises Göttingen.

Stadt Göttingen (1985): Geschichte und Landeskunde, Geologie, Geomorphologie, Vegetationskunde - Wandern in Göttingen; Bereich Nord-Ost - Weende, Nikolausberg u. Roringen; Stadt Göttingen, Verl. Göttinger Tageblatt GmbH & Co.

Kir (1995): 1000 Liter geschöpft - Quellen und Brunnen im Landkreis, Göttinger Tageblatt

Elerd, U., Last, M. (1993): Kleiner Plesseführer, Flecken Bovenden, Verl. E. Goltze & Co KG Göttingen







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