Junge Erdfälle in Seesen und Umgebung
Nördlich der Stadt Seesen am nordwestlichen Harzrand treten ebenso wie im Stadtgebiet selbst zahlreiche Erdfälle auf. Die größten und bekanntesten sind das ‚Silberhohl’ in der Nähe der Winkelsmühle und der ‚Reddekolk’ im Stadtgebiet südwestlich des Bahnhofs.
Das Silberhohl entstand vor rund 5000 Jahren und weist eine bis zu 11 m mächtige Torffüllung eines Kesselmoores auf, die ein bedeutendes Umweltarchiv darstellt und Informationen über den Schwermetalleintrag und die Vegetationsentwicklung der letzten 2000 Jahre lieferte (z.B. Deicke, 2005). Die jüngsten Erdfälle kleineren Ausmaßes traten im Oktober 2003 und im April 2005 auf.
Mitte Oktober 2003 brach im Stadtgebiet Seesens, unmittelbar hinter dem in der Burg Sehusa untergebrachtem Amtsgericht ein rund 3-4 m messender Bereich ein, der sofort von der direkt entlang fließenden Seckau mit Wasser gefüllt wurde. Wenige Meter von diesem Erdfall entfernt tritt eine kleine, episodisch Wasser führende Quelle zu Tage.
Bild 1: Erdfall am Amtsgericht Seesen. Foto: D. Harries, 14.10.2003.
Bild 2: Der Erdfall wurde sofort mit Wasser der Seckau gefüllt. Foto: D. Harries, 14.10.2003.
Bild 3: Der Bereich wurde weiträumig abgesperrt. Foto: D. Harries, 14.10.2003.
Bild 4: In den folgenden 10 Tagen traten nur wenige Veränderungen ein. Foto: D. Harries, 24.10.2003.
Bild 5: Der Erdfall im April 2005. Foto: D. Harries, 23.04.2005.
Zwischen dem 15. und 17. April 2005 bildete sich nördlich der Stadt Seesen in der Nähe der Siedlung Klingenhagen ein rund 6 m messender Erdfall auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche. Die noch steilen Wände zeigen bis zum in etwa einem Meter Tiefe gelegenem Grundwasserspiegel quartären Löss(lehm) mit alten Wurzelkanälen und darüber einen geringmächtigen Pflughorizont. In unmittelbarer Nähe dieses neuen Erdfalls befindet sich ein alter, verwachsener Erdfall von ungefähr gleicher Größe.
Bild 6: Erdfall bei Klingenhagen. Im Hintergrund ein älterer, verwachsener Erdfall. Foto: D. Harries, 18.04.2005.
Bild 7: Ansicht der Erdfallwand aus Löss(lehm) mit Wurzelkanälen und einer geringen Bodenauflage. Foto: D. Harries, 18.04.2005.
Bild 8: Leider wurde schon bald mit der Verfüllung des Erdfalls begonnen. Foto: D. Harries, 23.04.2005.
Die Verteilung der Erdfälle in Seesen und Umgebung folgt streng einer NNE-SSW streichenden Linie. Sämtliche Erdfälle sind hier in den Schichten des Unteren Bundsandsteins und Quartärs eingetieft, welche die lösungsfähigen Gesteine der Zechstein-Formationen überlagern.
Vermutlich findet die Lösung der Evaporite des Zechsteins (Gips-/Anhydritsteine, Kalksteine) entlang der NNE-SSW streichenden Störungen des Harzwestrand-Abbruchs bevorzugt statt oder die Störungen begünstigen das Hochbrechen der Hohlräume an die Oberfläche, woraus die auffällig lineare Anordnung der Erdfälle resultiert.
Bild 9: Verteilung der Erdfälle N’ von Seesen. Zeichnung: D. Harries.
Kartengrundlage: Topographische Karte 1:100.000, Landesvermessung + Geobasisinformation Niedersachsen, www.lgn.de.
Literatur:
Deicke, M. (2005) Ablagerungen in Karsthohlformen des West- und Südharzrandes als Archive der Umweltgeschichte. Mitt. Verb. dt. Höhlen- u. Karstforsch., 51 (1), S. 11 - 13.
Text und Fotos: Dennies Harries, 2005
Bild 1: Erdfall am Amtsgericht Seesen. Foto: D. Harries, 14.10.2003.
Bild 2: Der Erdfall wurde sofort mit Wasser der Seckau gefüllt. Foto: D. Harries, 14.10.2003
Bild 3: Der Bereich wurde weiträumig abgesperrt. Foto: D. Harries, 14.10.2003.
Bild 4: In den folgenden 10 Tagen traten nur wenige Veränderungen ein. Foto: D. Harries, 24.10.2003.
Bild 5: Der Erdfall im April 2005. Foto: D. Harries, 23.04.2005.
Bild 6: Erdfall bei Klingenhagen. Im Hintergrund ein älterer, verwachsener Erdfall. Foto: D. Harries, 18.04.2005.
Bild 7: Ansicht der Erdfallwand aus Löss(lehm) mit Wurzelkanälen und einer geringen Bodenauflage. Foto: D. Harries, 18.04.2005.
Bild 8: Leider wurde schon bald mit der Verfüllung des Erdfalls begonnen. Foto: D. Harries, 23.04.2005.
Bild 9: Verteilung der Erdfälle N’ von Seesen. Zeichnung: D. Harries.
Kartengrundlage: Topographische Karte 1:100.000, Landesvermessung + Geobasisinformation Niedersachsen, www.lgn.de.