Steinbruchhöhle

Die Höhle ist inzwischen nicht mehr zugänglich!

Steinbruchhöhle Kat.Nr.4127/182a

Erstbefahrung und Vermessung einer neuen Höhle am 30./31.10.2021

Am 25.10. wurde Siegfried Wielert seitens der Felswerke (Steve Heydecke) benachrichtigt, eine neue Höhle sei im Steinbruch-Erweiterungsgebiet / Iberg angeschossen worden. Diese solle möglichst zeitnah seitens der ArGeKH begutachtet werden. Der Verfasser (Jörg Strahlendorf) und Rüdiger Weitemeyer erklärten sich bereit, diese Aufgabe am SA den 30.10.2021 um 8:00 Uhr übernehmen zu können. Zudem kündigte sich noch Herr Thomas Bernd (UNB) zu diesem Termin an.

Gegen 8:00 am 30.10.2021 trafen dann drei Mitarbeiter der Felswerke, Thomas Bernd (UNB; LK Göttingen) und zwei Mitglieder der ArGeKH (Jörg Strahlendorf, Rüdiger Weitemeyer) im Steinbruch ein. Umgehend fuhren wir hinauf in das Erweiterungsgebiet. Nachdem Befahrungsausrüstung angelegt worden war, wurde die Höhle erstmals befahren (Thomas Bernd / Strahlendorf / Weitemeyer). Beschreibung der Höhle unten folgend.

Nach der Erstbefahrung konnten ff. Feststellungen gemacht werden:

- Hübsche, teils stark versinterte Höhle von ca. 60 m Länge; Halle – Canyonstrecke – Dom und eine noch nicht erreichbare, vermutliche Fortsetzung.

- Seitens der Felswerke kam die Bitte um eine schnelle Entscheidung, das zeitnahe Zuschieben der Höhle aus Sicherheitsgründen betreffend.

- Aus der Sicht der UNB ist die Höhle aus Artenschutzgründen momentan nicht unbedingt erhaltenswert, da z.B. keine Fledermäuse gesichtet werden konnten.

- Aus montanhistorischer Sicht waren keine Auffälligkeiten sichtbar; der Bergbau scheint das Objekt nicht erfasst zu haben. Eine endgültige Entscheidung zum weiteren Vorgehen den Höhlenverschluss betreffend liege aber beim Landesdenkmalamt / Herrn Stefan Flindt, dem umgehend ein Bericht der Befahrung zukommen soll.

Eine schnelle Erforschung und Vermessung der Höhle seitens der ArGeKH wurde zunächst als nicht möglich angegeben (personeller und terminlicher Engpass). Der Verfasser konnte aber am selben Tag seinen Termin des Folgetages verschieben, so dass die Erforschung doch noch am Sonntag den 31.10.2021 mit einigen Mitgliedern der ArGeKH erfolgen konnte.

Die Höhle wurde „Steinbruchhöhle“ getauft. Katasternummer der ArGeKH: 4127/182a

Die Koordinaten wurden mit GPS erfasst: R. 3.585.870 H.5.744.059 ca. 470 müNN

Bei der Befahrung am 31.10. wurde die Höhle komplett befahren und vermessen: Gesamtganglänge: 69,22 m. Hauptstreckenlänge: 62 m. Größte Ausdehnung horizontal: 50,38m. Tiefster Punkt: 439,75 müNN. Maximale Höhendifferenz: 30,25 m. Größte Raumhöhe: 14,69 m. Der Plan folgt in Kürze.

 

 

Beschreibung der Steinbruchhöhle

Die Höhle befindet sich am Südrand der Einfahrt der zur z.Zt. untersten Sohle des Erweiterungsgebietes des Steinbruchs, kurz hinter der Kurve genau am untersten Rand söhlig einer kleinen, niedrigeren Berme.

Betreten wird die Höhle durch ein Loch am Fuß einer kleinen Berme. Hier wird zunächst die Eingangshalle erreicht, welche N / NNW ca. 35° einfallend eine Ausdehnung von ca. 14 m x 20 m bei bis zu 2,9 m Höhe erreicht. Der südöstliche Randbereich ist fossil mit großem Blockwerk verfüllt, die Sohle der Halle ca. zur Hälfte mit Sprengschutt bedeckt. Weiteres Blockwerk in der Halle ist fossil abgelagert.

Direkt am Nordrand der Halle zieht ein stark versinterter Bereich in die Tiefe, welcher aber wegen zu großer Enge nicht befahren werden konnte. Eine herabgelassene Kamera ließ hier keine Fortsetzung erkennen. Östlich der Eingangshalle ist der weitere Höhlenbereich durch fossiles Blockwerk verfüllt.

NNW setzt sich die Höhle am Grund der Halle als mäandrierender, stark versinterter Gang ca. 20 m fort (Sintergang); durchschnittlich 0,6 bis 1,3 m breit, bis zu 3,5 m hoch. Weiterhin mit ca. 30-35° abfallend.

 

 

Am Ende des Ganges wird ein Dom erreicht, welcher weiterhin söhlig abfallend (-44°) Dimensionen von 14 m x 8 m und eine Höhe von über 10 m erreicht.

In einiger Höhe setzt sich NNW des Doms der mäandrierende Gang mit einer Ganghöhe von anfangs ca. 6m weiter fort. Die Initialröhre dieses Höhlenganges ist deutlich aus dem oberen Gang kommend, durch den Dom verlaufend, hier weiterführend zu sehen. Dieser weiterführende, mäandrierende Canyon konnte befahren werden, nachdem der Verfasser hier aus Sicherheitsgründen drei Anker gesetzt und eine Seiltraverse eingebaut hatte. Der aufsteigende Hang musste hierbei noch etwas beraubt werden.

Der Mäander stellte sich als sehr eng heraus. Leider endete er nach 14 Metern in hereingebrochenem Versturz in einer Schachtfüllsäule. Eine Grabung ist hier weder sinnvoll noch aus Sicherheitsgründen möglich. Der Appendix getaufte Mäander steigt interessanterweise stetig mit ca. 35-40° Steigung an. Anfangs am Dom mit 6 m Höhe, am Ende nur noch 1,65m Höhe. Die relativ steil ansteigende Sohle besteht hier aus Geröll und Lehm, welcher durch den verbrochenen Schacht fossil eingedrungen sein muss.

Über längere Zeiträume staute sich offensichtlich Karstwasser im Dom als Stillwassermilieu auf. Dieses ist dort gut an Lehmablagerungen im gesamten unteren Bereich, teils mächtigeren Lehmbänken zu erkennen. Weiterhin sprechen für eine längere Aufstauung scharfkantige Laugformen am Grund des Doms, wo eine Fortsetzung der Höhle in die Tiefe anzunehmen ist.

Deshalb wurde am Grund des Domes mit einer Grabung begonnen, da zwischen den Blöcken etwas in die Tiefe gesehen werden konnte. Hierbei kamen Treibkeile zum Einsatz, um die teils recht großen Felsblöcke zu zerkleinern. Da bei ca. -4 m ab Sohle des Doms aber weiterhin nur eine massive Verfüllung mit Blockwerk zu erkennen war, wurde die Grabung hier abgebrochen.

Im Dom wurde auch ein weiterer Bereich genauer untersucht. Hier befindet sich eine höhere Stufe im Abstiegsbereich. Unter der Stufe ist ein Bereich sichtbar, welcher aussieht, als wären dort Bergleute tätig gewesen, als wäre unterhalb der Stufe Material anthropogen verlagert worden. Dieser Bereich wurde sehr gründlich untersucht. Es konnten dort allerdings nicht die geringsten Spuren von bergmännischem Werkzeug entdeckt werden (Hackspuren von Keilhauen, etc.), so dass hier von einer natürlichen Absackung des Füllmaterials während einer Wasser-Stauphase ausgegangen werden kann.

alle Fotos und Texte ArGeKH

Eingangshalle; Blick auf den weiterführenden Sintergang.Eingangshalle; Blick zu Eingang.Im SintergangIm SintergangBlick aus dem Sintergang abwärts in den Dom. Im vom Höhlenforscher angeleuchteten Bereich befindet sich die noch nicht erkundete Gangfortsetzung. Blick von der Sohle des Doms in Richtung SintergangEinbau der Traverse Einstiegsbereich des Appendix.Lehmformationen am östlichen Stoß des Doms. Durch abprallende Wassertropfen schräg geneigt.