Die Hermannshöhle in Rübeland

(am Ende der Seite finden sich weitere Berichte zur Hermannshöhle)


Der Höhlenort Rübeland

Rübeland, ein Tor zum Bodetal bezeichnet, liegt ca. 13 Kilometer südlich der sachsen - anhaltinischen Kreisstadt Wernigerode, mitten im Herzen des Harzes, in 380 bis 500 m über Meereshöhe. Die Ortschaft Rübeland, zu der die Ortsteile Neuwerk mit Kreuztal, Susenburg, Hahnenkopf und Kaltes Tal gehören, ist der Verwaltungsgemeinschaft Bodfeld, deren Verwaltungssitz in Elbingerode sich befindet, zugeordnet. Früher war Rübeland ein reiner Hüttenort, der sich mit der Entdeckung der Tropfsteinhöhlen zu einem beliebten Tourismusort entwickelte. Er wird von der Bode durchflossen, welche maßgeblich an der Entstehung der Rübeländer Höhlen beteiligt ist.

 Rübeland liegt mitten in einem devonischen Kalksteingebiet. Während der Auffaltung des Harzes entstanden in diesem Kalkgestein Risse und Spalten, welche eine wesentliche Rolle bei der späteren Auflösung (Verkarstung) des Gesteins spielten. Das versickernde kohlendioxidreiche Oberflächenwasser schaffte erste kleinere Hohlräume. Das Wasser konnte so allmählich von der Hochfläche dem Bodefluß zugeführt werden. Durch das langsame Einschneiden der Bode und der Bildung tiefer Täler entstanden die einzelnen Höhlenstockwerke. Die zum Teil mit sandigen Sedimenten und Versturz angefüllten Spalten und Klüfte wurden durch das Wasser wieder freigeräumt und es kam zu weitgespannten Hohlräumen.




    

Vorgeschichte
Die Höhle wurde am 28. Juni 1866 vom Wegeaufseher Wilhelm ANGERSTEIN bei Beräumungsarbeiten an der Straße von Rübeland nach Hasselfelde entdeckt.

Von den damaligen Behörden wurde die Höhle sofort mit einer Tür verschlossen, um einer Plünderung dieser neuen Tropfsteinhöhle vorzubeugen. Die Höhle wurde zuerst nach dem Spitznamen ihres Entdeckers in Sechserdinghöhle getauft. Später wurde sie nach Hermann GROTIAN in Hermannshöhle umbenannt.

Die Höhle wurde in den folgenden Jahren intensiv erforscht. Robert NEHRING und vor allen Friedrich STOLBERG erwarben sich große Verdienste bei der Erforschung der bis zum heutigen Tag fast 3 km langen Höhle.

Neben der geologischen Erforschung setzte auch eine intensive archäologische Erforschung der Höhle ein. 1887 gruben die Professoren KLOOS, MÜLLER und BLASIUS in der Höhle.

Seit dem 1. Mai 1890 wird die Hermannshöhle als Schauhöhle betrieben. Sie war eine der ersten mit elektrischer Beleuchtung.

Blick auf Rübeland vom Pavillion aus in Richtung Osten.Blick auf den Ort Rübeland vom Pavillion aus in Richtung Westen.

Nach den Knochen des Höhlenbären wurde mehrfach in der Höhle gegraben. Hier eingesinterte Knochen.

Ein Rundgang durch die Hermannshöhle

Die Hermannshöhle lässt sich in sechs Höhlenetagen unterscheiden. Die Eingänge zur Höhle liegen ähnlich wie an der Baumannshöhle jeweils im Prallhang der Bode. Das höchste und aus geologischer Sicht älteste Stockwerk liegt heutzutage ca. 30 m über dem Bodeniveau. Der Ausgang mit den vorgelagerten "Pferdeställen" (Nebenhöhlen) bildet das dritte Stockwerk.

Eingang und Untere Schwemmhöhle

Der Besucher betritt die Höhle durch das zweite Stockwerk, Untere Schwemmhöhle genannt. Dieser Abschnitt ist ein gewölbter ehemaliger Flusstunnel. Kurz bevor der Besucher von der Unteren Schwemmhöhle die Treppe zum dritten Höhlenstockwerk mit der Kanzel aufsteigt, kann er in das erste Stockwerk, dem heute noch aktiven Bereich der Hermannshöhle blicken. Dieser Höhlenabschnitt bleibt aber den Höhlenforschern vorbehalten und ist nicht öffentlich zugänglich. Blickt man an dieser Stelle geradeaus, so kann man in Verlängerung der Unteren Schwemmhöhle wunderbar herausgearbeitete tiefe Rinnen, so genannte "Karren" welche den Kalkstein zerfurcht haben, sehen.

Kanzel

Nachdem der Besucher die 55 Treppenstufen zur Kanzel heraufgestiegen ist, steht er in der 1887 durch Moritz Hase entdeckten Bärenhöhle und Bruchhöhle. Diese dritte Höhlenetage bildet zusammen mit der vierten die Hauptetage der Hermannshöhle. Die Kanzel ist ein Tropfsteinbaldachin, von wo aus man einen guten Überblick auf die anschließenden Räume hat.

Der Besucher folgt dem Höhlengang in östlicher Richtung. Der Gang ist entgegen der Unteren Schwemmhöhle durch Verbruch geprägt und zu einer stattlichen Höhe angewachsen. Rechts und links des Weges erkennt man beim genauen Hinschauen eingesinterte Bärenknochen. Auf den großen Versturzblöcken sind mittlerweile wieder beachtliche Tropfsteine
gewachsen, welche das hohe Alter des Versturzes bezeugen.


        

Einganggebäude der HermannshöhleBlick in die Untere Schwemmhöhle abseits des Führungsweges.Stalagmit gegenüber der Kanzel

Die Kanzel und andere Sinterformen in der Hermannshöhle, wie z.B. Sinterfahnen.


Hoher Punkt

Über mehrere Treppen führt der Weg weiter bis zum Hohen Punkt. An dieser Stelle kann der Besucher den größten Höhenunterschied in der Hermannshöhle von 39 Meter überblicken. Der Hohe Punkt ist der fünften Etage zuzu
ordnen. Dieser Höhlenteil wurde 1888 durch Fritz Hase entdeckt. Vom Höhlenbach bis zur decke sind es insgesamt 45 m und von der Decke bis zur Tagesoberfläche sind es nochmals 16 m.

Nach wenigen Metern auf dem Führungsweg erreicht der Besucher einen weiteren Aussichtspunkt. Hier hat man einen reizvollen Blick in den 13 m tiefer liegenden Festsaal der Höhle. In diesem Saal wurde am 1. Mai 1890 die Hermannshöhle als Schauhöhle mit einem Festakt eingeweiht.


Olmensee

Von hier aus gelangt man nach wenigen Metern zu einem künstlich angelegten See, dem Olmensee. Dieser wird nur durch Sickerwasser gespeist und seine tiefste Stelle beträgt 80 cm Die Wassertemperatur liegt bei ca. 7 ° C. Den seltsamen Bewohnern des Sees ist an anderer Stelle ein ganzes Kapitel gewidmet.


Dr. Friedrich Stolberg Klamm und Obere Schwemmhöhle

Vom Olmensee führt eine lange Treppe hinab in die Dr. Friedrich Stolberg-Klamm, benannt zu Ehren des langjährigen Erforscher der Hermannshöhle Dr. Ing. F. Stolberg aus Goslar.

Über diese Klamm erreicht der Besucher die Obere Schwemmhöhle. Die Sohle ist von tiefen Karrenbildungen geprägt. Durch ein Fenster kann man nochmals in den Festsaal blicken. Dieser Saal ist mit 24 m Länge und 11 m Höhe der größte Hohlraum der Hermannshöhle, er gehört zur vierten Höhlenetage. Seine Raumgröße verdankt er dem stetigen Verbruch und dessen Fortlösung.

Blaue Grotte

Der Weg führt den Besucher weiter zur Blauen Grotte. In dieser durch Erosion und Korrosion wunderbar ausgebildeten halbrunden Nische befinden sich herrliche Tropfsteingebilde, welche seit Alters her mit blauer Beleuchtung geheimnisvoll angestrahlt werden. Vor der Entdeckung der Fledermausschlucht und der Kristallkammer führte der alte Führungsweg von der Blauen Grotte aus, durch den Festsaal zurück in Richtung Ausgang, vorbei an einer großen Sinterwand, "Wasserfall" genannt.

Schlucht

Über eine lang gezogene Treppe steigt der Besucher von der Blauen Grotte aus in die Schlucht hinab. Linkerhand stehen ausgerichtet wie die Orgelpfeifen hohe Bodenzapfen. Einer von ihnen, die 8.000 jährige Säule ist 3,2 m hoch. Oberhalb einer bergmännisch aufgeschichteten Bergemauer führt die Höhle weiter zu herrlichen Räumen, welche aber nur für Höhlenforscher und Fledermäuse zugänglich sind. Von dort aus gelangt man auch wieder zu den am tiefsten gelegenen Räumen, der Bachetage mit den Höhlenbächen.


Fledermausschlucht

Von der Schlucht aus, führt gegenüber der Bergemauer ein 42 m langer künstlich aufgefahrener Gang in die Fledermausschlucht. Entdeckt wurde diese Passage, nachdem 1939 Emil Mundt Fledermäuse beim Ein- und Ausflug beobachtet hatte.

Auf bequemen Wegen kann der Besucher heutzutage die Fledermausschlucht durchwandern. Am Ende dieser Schlucht zweigt linkerhand die Teufelsschlucht ab. Diese endet nach einigen Zehnermetern blind. Hier befindet sich auch die Teufelsbrücke aus reinem Tropfstein, welches ursprünglich eine geschlossene Wand auf einem Lehmuntergrund war, welche durch abströmendes Sickerwasser unterhöhlt wurde. Oben an der Firste befindet sich der "Teufelsstab".


Kristallkammer

Vom Ende der Fledermausschlucht führt der Führungsweg über eine kleine Treppe zu der schönsten Höhlenpassage der Hermannshöhle, der Kristallkammer. Dieser Teil wurde 1888 durch Fritz Haase entdeckt und 1897 für die Besucher geöffnet. Früher gelangte der Besucher über einen von unten, seitlich einmündenden Gang in die Kristallkammer. Dieser Zugang ist heute mit einem Gitter versperrt. In der Kristallkammer sind deutlich Wasserstandsmarken als horizontale Linien erkennbar. Die Kristalle konnten sich nur in einem sehr ruhigen Gewässer im Laufe der Jahrtausende bilden. Für den phantasiereichen Besucher öffnet sich hier ein Eldorado an Märchenfiguren wie z.B. das "Dornröschenschloss, die "Chinesische Mauer" oder das "Lindenbäumchen". Am Ende der Kristallkammer steht der Wächter, ein Stalagmit.


Festsaal

Der Besucher gelangt, nachdem er die Kristallkammer verlassen hat, in den Festsaal. Blickt man rechter Hand in die Tiefe, so kann man eine weitere sehr schöne Tropfsteinformation, das "Weiße Gewand" sehen. 8 m unterhalb des Festsaales fließt der Höhlenbach in der Bachetage entlang. Der Führungsweg führt nun durch den Festsaal hindurch, zurück in Richtung Ausgang.


Bärenfriedhof

Auf wenigen Metern kreuzen sich nun die Führungswege, bevor man zum imposanten Bärenfriedhof gelangt, welchen man schon eingangs von der Kanzel aus bewundern konnte. Hier finden sich in der Hauptsache Bärenknochen, aber auch Knochen von anderen voreiszeitlichen Beutetieren wie Höhlenwolf, Polarhund, Lemming usw. Vor wenigen Jahren wurde das hier ausgestellte Skelett eines ausgewachsenen und aufgerichteten 3 m hohen Höhlenbären mit dem lateinischen Namen Ursus speläus künstlich nachgebildet und aufgestellt. Die paläontologischen Ausgrabungen wurden von Prof. KLOOS aus Braunschweig seinerzeit geleitet. Weitere Ausgrabungen durch R. VÖLKER vom Karstmuseum Heimkehle brachten weitere interessante Ergebnisse injüngster Zeit zu Tage.

 

Märchenwald und Ausgang

Vom Bärenfriedhof führt der Weg weiter und nach wenigen Zehnermetern erreicht der Besucher den Märchenwald mit "Schneewittchen und den sieben Zwergen". Von hier aus wurde 1888 ein kurzer Stollen aufgefahren und der heutige Ausgang geschaffen. Rechterhand liegen die anfangs erwähnten Nebenhöhlen die Pferdeställe. Nach ca. 300 Stufen und 1,2 km Fußmarsch erreicht der Besucher wieder das Tageslicht und kehrt zurück an den Ausgangspunkt seiner unterirdischen Reise.


- Wissenwertes über den Grottenolm


- Die Höhlenflora


- Ein alter Schauhöhlenführer


- Alte Abbildungen aus der Hermannshöhle

Text und Fotos: Ute und Uwe Fricke

Am unteren Ende der Dr. F. Stolberg Klamm.Blau Grotte in der Hermannshöhle.Vesuv in der Hermannhöhle, abseits des heutigen Führungsweges.Kerzenstalagmiten in der Schlucht. Hermannshöhle.In der Fledermausschlucht der Hermannshöhle.Sinterbildungen am Eingang zur Kristallkammer.
Bärenfriedhof in der Hermannshöhle. Im Hintergrund der Nachbau eines mannshohen BärenskelettsBlick aus Richtung Kanzel auf den Bärenfriedhof.Original-Bärenschädel sind entlang des Führungsweges ausgestellt.Nachbau eines Höhlenbärenskeletts
Hermannshöhle MärchenwaldFledermaus im Frühjahr 2003 am Ausgang der Hermannshöhle.Ausgang der HermannshöhleAusgang Hermannshöhle mit den "Pferdeställen"